Partnerschaftliches Tauchen

2. September 2020

Tauche nie allein!

Das ist keine Weisheit und auch kein Gesetz, dennoch sollte diese Richtlinie für jeden Taucher oberstes Gebot sein; denn im Falle eines Problems ist der Tauchpartner der einzige, der helfen kann wenn man Hilfe benötigt. Damit das funktioniert müssen jedoch einige Punkte beachtet werden, die nachfolgend beschrieben werden. Dazu gehört eine gute Vorbereitung vor dem Tauchgang, ein aufmerksames miteinander und nicht zuletzt ein abschließendes Gespräch nach dem Tauchgang.

Das Buddy-System

Frei übersetzt bedeutet dies „Partner-System“.  Das heißt, mindestens zwei Taucher tauchen zusammen im Verbund, tauchen gemeinsam ab und achten während des Tauchgangs aufeinander um im Bedarfsfall einander helfen zu können. Hierbei ist zu beachten dass die Taucher ausreichend Brevetiert sind und bereits Erfahrungen im selbstständigen Tauchen haben – keinesfalls sollten zwei Beginner zusammen tauchen, es muss mindestens ein höher brevetierter Taucher dabei sein. Nach dem CMAS-Sternsystem empfiehlt sich das 4-Sterne Prinzip. Also ein 1-Stern-Taucher mit einem 3-Stern Taucher, oder zwei 2-Sterntaucher  – nicht aber vier 1-Sterntaucher! Tauchen mehr als zwei Taucher in einem Partnersystem, so gilt diese Regel auf die beiden höchstbrevetierten Taucher. Eine Partnergruppe sollte jedoch nicht mehr als vier Taucher umfassen, bei schlechten Sichtverhältnissen eher weniger.

Vor dem Tauchgang

Bevor es ins Wasser geht, ja sogar noch bevor man die Fahrt zum Tauchplatz antritt sollte man gewissenhaft seine eigene Ausrüstung kontrollieren:

  • Ist die Ausrüstung komplett und gewartet?
  • Wurden regelmäßig Revisionen durchgeführt?
  • Hat die Pressluftflasche einen gültigen TÜV-Stempel?
  • Hat die Pressluftflasche genügend Fülldruck?
  • Ist das Equipment für den geplanten Tauchgang geeignet?
  • Ist der Tauchplatz bekannt oder gibt es eine Tauchplatzkarte?

Jetzt gilt es noch zu klären, wer den Tauchgang anführt. In der Regel ist das derjenige, der den Tauchplatz bereits gut kennt oder aber die meiste Taucherfahrung (Brevet / Anzahl Tauchgänge) aufzuweisen hat. Dieser leitet auch das Vorgespräch zum Tauchgang in dem er den Tauchplatz erklärt und festlegt in welcher Reihenfolge getaucht wird, bis wohin, wann der Umkehrpunkt ist und in welche Richtung getaucht werden soll und ggf. auf besondere Gefahren hinweist. Ebenfalls sollte angesprochen werden wie man sich Unterwasser verständigt (Abfrage der Tauchzeichen).

Buddy-Check

Sind diese Punkte geklärt und kontrolliert, sollte der eigentliche Buddy-Check durchgeführt werden. Hierbei wird gegenseitig die Ausrüstung kontrolliert. Bewährt hat sich hier die „Von Oben nach Unten Methode“:

  • Kopfhaube?
  • Maske?
  • Anzug / Handschuhe ?
  • Jacket mit Tariereinheit  (wie wird der Inflator bedient)
  • Schläuche und Atemregler frei?
  • Schlauchanschlüsse angeschlossen?
  • Sitz der Flasche, Fülldruck, Ventile geöffnet?
  • Bleigurt / Bleitaschen
  • Füsslinge / Flossen?

Darüber hinaus muss bei speziellen Tauchgängen (z.B. Nacht- oder Höhlentauchgängen) eventuell noch weiteres Equipment kontrolliert werden wie z.B. Lampe, Messer, Reel, Boje etc.

Vorsicht, Rücksicht, Umsicht

Bereits kurz nach dem Abtauchen (3 bis 5 Meter) sollte durch gegenseitige Abnahme des OK-Zeichens sichergestellt werden, dass bei allen Tauchgangsteilnehmern alles in Ordnung ist und der Tauchgang beginnen kann.  Damit das Buddy-System auch funktioniert und im Bedarfsfall sofort reagiert werden kann, ist ein stetiger Blickkontakt zum Tauchpartner sehr wichtig. So schön und interessant auch die Unterwasserwelt ist, einen Tauchpartner aus den Augen zu verlieren kann leicht zu Desorientierung und Panik führen, auch ohne das ein ernsthaftes Problem besteht. Je schlechter die Sichtverhältnisse desto öfter der Blickkontakt und kürzer der Abstand zum Tauchpartner!  Es muss nicht alle paar Minuten ein OK-Zeichen abgenommen werden, es reicht den Partner zu beobachten. Taucht er ruhig und gleichmäßig, ist die Atemfrequenz normal, sein Verhalten nicht ungewöhnlich dann sollte auch alles OK sein.  Bei Anzeichen von ungewöhnlichem Verhalten sollte jedoch das OK-Zeichen abverlangt werden.

Bei sehr schlechten Sichtverhältnissen z.B. durch aufgewirbeltes Sediment, dichtes Plankton oder anderer Partikel die sich im Wasser befinden kann man sich schnell einmal verlieren.  Da unter Wasser nicht nur ein 360° Horizont ist, sondern alle drei Dimensionen zum tragen kommen ist es sehr schwer sich wieder zu finden. Suchen Sie nie länger als eine Minute an der aktuellen Position, sondern tauchen Sie langsam und kontrolliert auf.  Kontrollieren Sie Ihre Aufstiegsgeschwindigkeit und halten ggf. Deko- und Sicherheitsstops ein. Anschliessend „trifft“ man sich an der Wasseroberfläche und kann evtl .sogar den Tauchgang fortsetzen. 

Nach dem Tauchgang

Ist der Tauchgang beendet, steigen alle aus dem Wasser freuen sich das alles gut gegangen ist, sind happy und zufrieden und fangen an zu erzählen was sie alles gesehen haben – so ist die gängige Praxis 🙂 Dabei sollte das Buddyteam eigentlich nochmal zusammenkommen und ein Abschlußbriefing machen. Dazu gehören Dinge die beim Tauchen aufgefallen sind und die man ruhig mal ansprechen sollte. Etwa dass der Partner zu weit weg war, oder viel zu selten geschaut hat, nicht anzeigte wann die 100 Bar erreicht waren, oder der Flossenschlag viel zu oft Richtung Grund ging und für Schlammwolken sorgte, etc., etc. Es muss aber nicht nur gemeckert werden. Genauso wichtig ist auch die positiven Dinge anzusprechen. Durch Kritik, egal ob positiv oder negativ, lernen wir! Die alten Hasen genauso wie die Beginner!

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