Bildnachbearbeitung – Muss das sein?

Nachbearbeitung
16. Januar 2020

Kaum ein anderes Thema wird in den sogenannten „social Media“ Plattformen so häufig und kontrovers diskutiert wie die Themen um die digitale Nachbearbeitung von Fotos mit Tools wie z.B. Lightroom oder Photoshop. Die einen lieben es, die anderen hassen es, dazwischen gibt es hunderte von Abstufungen, die alle subjektiven Charakters sind und individuell von Person zu Person andere Schwellenwerte aufweisen. Deshalb hier mal der Versuch, das ganze objektiv und neutral zu betrachten.

Machen wir das doch mal anhand folgender Mythen:

Mythos 1 : OOC ist ehrlich und natürlich

Das stimmt nur zum Teil, denn hier muss man schon unterscheiden, ob die Kamera das Foto als Roh-Datei (RAW) speichert oder als fertiges JPEG-Bild. Zumindest im letzteren ist klar, das bereits dieses Bild schon in der Kamera durch die eingebaute Software bearbeitet wurde, also auch schon eine Nachbearbeitung stattfand, wenn auch automatisch. Anders bei den RAW-Dateien, hier werden die Bildinformationen so gespeichert, wie sie vom Sensor kommen – abgesehen von einem eingestellten automatischen Weißabgleich.


Mythos 2 :  Wer fotografieren kann braucht keine Nachbearbeitung

Das ist in meinen Augen totaler Blödsinn! Nach dieser Logik, müssten also alle Fotografen die ihre Bilder in Printmedien, Werbekatalogen, Onlineplattformen wie 500px oder Flickr veröffentlichen allesamt Dilettanten und Anfänger sein? Alle, wirklich alle so veröffentlichen Fotos sind nachbearbeitet und retuschiert worden. Das ist eine Tatsache, die nicht erst seit dem digitalen Zeitalter zutrifft, sondern schon zu analogen Zeiten stattfand. Damals eben noch in der Dunkelkammer oder am Schneidetisch.


Mythos 3 :  Ein Foto muss naturgetreu sein

Auch Quatsch – warum muss es das? Oder besser gefragt WANN sollte es das? Geht es darum einen Artikel, eine Ware oder sonst ein Objekt möglichst wahrhaftig dazustellen, sollte tatsächlich großen Wert auf eine naturgetreue Darstellung gelegt werden. Übrigens muss eine RAW Date fast immer nachbearbeitet werden um diese Natürlichkeit zu erreichen, da die originale RAW fast nie dem entspricht was man selbst zum Zeitpunkt der Aufnahme gesehen hat, hier sind Anpassungen zwingend nötig.


Mythos 4 : zu viel Bearbeitung verfremdet das Bild

Das stimmt! Kann aber durchaus so gewollt sein um dem Bild einen besonderen Charakter zu verleihen. Hier verlassen wir den objektiven Bereich und bewegen uns der künstlerischen Freiheit entgegen. Was hier gut und was übertrieben ist, liegt in erster Linie nun mal im Auge des bearbeitenden Betrachters. So halte ich es im Übrigen auch, wenn’s mir gefällt wird’s publiziert  – fertig. Würde ich 100 Personen fragen, hätte ich 30 verschiedene Meinungen und könnte es trotzdem keinem recht machen.


Mythos 5 : JPEG lassen sich nicht bearbeiten

Falsch! Auch JPEGs lassen sich bearbeiten, zwar nicht so voll umfänglich wie RAW Dateien, aber auch aus ihnen kann man noch einiges herausholen. Dennoch ist die Bildaufnahme im Rohformat vorzuziehen. Da Speicherplatz in der heutigen Zeit keine große Rolle mehr spielt, kann man durchaus auch beide Formate gleichzeitig schreiben lassen, die meisten Kameras unterstützen diesen Modus.

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